Eventbericht: Techmeeting Bratislava

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Von 07.02. – 08.02.2015 war ich auf dem Techmeeting in Bratislava zu Besuch. Wie schon die Jahre zuvor erwartete mich eine gut organisisiertes, und mit interessanten Vorträgen ausgefüllte Veranstaltung.

Noch auf der Autobahn begegnete ich meinen beiden Bekannten Lukas und Matthias, welche sich ebenfalls für das Techmeeting angekündigt hatten.

Gegen 08:30 kam ich nach einer knapp 80 minütigen Autofahrt im Hotel Bratislava, wo die Veranstaltung stattfinden sollte, an. Bei der Anmeldung traf ich auch Lukas und Matthias wieder. Die Anmeldung selbst verlief ohne Probleme, wir bekamen einen Besucherausweis, eine Infomappe und Gutsacheine für das Essen. Weiters wurden wir auf die Tombola, welche Sonntag Abend stattfinden sollte aufmerksam gemacht.

Pünktlich um 09:00h begann der Einführungsvortrag bei dem etwas über die Geschichte des Techmeetings, (welches 2015 bereits schon zum 17. Mal stattfand) erzählt wurde, und auch ein weiteres Mitglied in die eigene Hall of Fame aufgenommen wurde.

Danach ging es gleich mit den Vorträgen weiter. Begonnen wurde mit der Präsentation von Steve Lichtag welcher über das (3D) Filmen unter Wasser sowie die damit verbundenen Aufwände erzählte. So erfuhren wir zum Beispiel, dass für ein Projekt in der Südsee über 1,5 Tonnen an Equipment benötigt wurden, davon 6 spezielle Unterwasser – Filmkameras zu je €120.000,- Dass eine dieser Kameras beim Dreh in die Brüche ging, wurde so nebenbei erzählt.

Das Publikum bekam einen sehr guten Eindruck davon, welche Mühen und oft auch Gefahren sich ein Filmteam aussetzen muss, damit wir schöne Bilder am Schirm zu sehen bekommen.

Durch die Simultanübersetzung aller Vorträge war es kein Problem, den nicht-englischsprachigen Rednern bei ihren Erzählungen zu folgen.

Der nächste Vortrag wurde schon mit Spannung erwartet. Andrew Georgitsis, der Gründer von UTD (Unified Team Diving) und ehemaliges Mitglied der Höhlentauchgruppe um George Irvine sprach über das Thema DIR Tauchen und die Veränderung im Laufe der Zeit.

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Die Grundaussage von Andrew war folgende: “Das DIR System ist in seiner Ursprungsform her perfekt für die Umgebung, in der es genutzt wurde – das waren und sind noch immer die Höhlen in Florida.  Dennoch war es klar, dass man sich auch weiterentwickeln müsse, ein Schritt in Richtung Rebreather oder Sidemount, da wo es notwendig war. “

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Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren Tauchgänge die mit offenem System getaucht wurden, und zu einer Materialschlacht ausarteten. Als Beispiel wurde der Tauchgang an der Graf Zeppelin – dem einzigen deutschen Flugzeugträger im zweiten Weltkrieg – angeführt, dieser war “der letzte Tauchgang mit offenem System”. Zusätzlich erforderte die Erforschung von neuen Höhlensystemen auch eine andere Konfiguration, da man mit der “Standardkonfiguration” nicht weiter voran kam.

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Ein interessanter Vortrag der zeigte, dass sich auch das DIR System weiterentwickeln kann (und auch muss) um mit der Zeit zu gehen.

Es folgte der Vortrag von Michael Waldbrenner einem Mitglied der EKPP, der European Karst Plain Project Höhlentauchgruppe.

Michael versuchte in seinem Vortrag die Paralellen von der Tauchgangsplanung zu einem EDV Projekt aufzuzeigen, was ihm anhand einiger witziger Anekdoten immer wieder sehr gut gelang. Weiters wurde er nicht müde, die Bedeutsamkeit von Checklisten bei der Organisation eines Tauchprojektes zu betonen,  hier gab es viel aus der Praxis zu erzählen. Auch die Standardisierung der Gerätschaften kam nicht zu kurz.

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Er erzählte uns dann noch eine nette Geschichte von einem Projekt. Die Gruppe hatte den damals erschienene Suunto Vyper als Backupinstrument zu Testzwecken bei einem ihrer längeren Tauchgänge dabei. Als die Tauchzeit bei 16 Stunden und 39 Minuten betrug und die Minutenanzeige des Computers eigentlich wieder auf 0 zurückspringen hätte sollen passierte – nichts. Die Anzeige blieb bei 999 Minuten Tauchzeit stehen.

Die Nachfrage bei Suunto ergab, dass man davon aus niemand so lange unter Wasser bleiben würde. Ergo ging man einfach davon aus, dass der Taucher wahrscheinlich tödlich verunglückt ist.

Der nächste Vortragende war Brett Hemphill, welcher schon vom Techmeeting 2012 bekannt war. Brett erzählte uns über das Explorationsprojekt des Weeki Wachi und des Twin Dees Höhlensystems. Im Rahmen dieses Explorationsprojektes wurde in einem 20-stündigen Tauchgang die Verbindung dieser beiden Systeme gefunden.

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Auf Vimeo sind einige sehr eindrucksvolle Videos zu finden:

https://vimeo.com/113224907

https://vimeo.com/113338456

https://vimeo.com/106220044

Vortrag Nummer 4 befasste sich mit dem Thema “Schatzsuche”, sowohl über als auf unter Wasser. Die beiden Vortragenden – Milan Ais  und Barbora Machová gaben den Zuhörern nähere Informationen über die Vorgehensweise, wie mit gefundenenen archäologischen Gegenständen zu verfahren ist. In der tschechischen Republik sind nach aktueller Gesetzeslage alle gefundenen Gegenstände Eigentum der Regierung. Im Zweifelsfalle bestünde jedoch immer die Möglichkeit, sich direkt an Barbora Machová zu wenden um nachzufragen. http://www.muni.cz/phil/people/181150

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Der (für mich) letzte Vortrag des Tages behandelte das Thema “Deep Wreck Diving” also tiefes Wracktauchen und wurde von Vic Verlinden gehalten.

Vic erzählte eindrucksvoll von einigen Tauchprojekten zu tiefer gelegenen Wracks wie der HMS Victoria oder der Leopoldville.

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Ich beschloss, den Tag früh zu Ende gehen zu lassen, organisierte mir nur eine Kleinigkeit zu Essen aus dem Supermarkt um die Ecke und machte es mir auf meinem Zimmer gemütlich.

Der zweite Tag begann für mich schon um 07:00 Uhr, als ich mich auf den Weg zum reichhaltigen Frühstücksbüffet machte. Danach schnell das Zimmer geräumt, ausgecheckt und ab zum ersten Vortrag. Am Sonntag begann die Vortragsreihe mit einem Redner, der obwohl schon öfters gesehen und gehört, niemals langweilig wird. Frank “Doc Franky” Hartig.

Leider hat mich an diesem Tag die Handykamera im Stich gelassen, so dass es keine Bilder mehr gibt.  Zum Glück gibt es wesentlich begnadetere Fotografen als mich, einige weitere Bilder findet man zum Beispiel in dieser Onlinegalerie.

Der Doc befasste sich mit dem Thema “Blasenbildung bei Dekotauchgängen” und verstand es, dieses auch für Laien verständlich zu übermitteln. Weiters wurden die Themen “Heizsysteme” (wer hat schon mal über die Redundanz von Heizsystemen nachgedacht?) sowie der Einfluss des Blutzuckers beim Tauchen gesprochen.

Gerade hier sollte nicht unterschätzt werden, welchen Einfluss der Blutzuckerspiegel auf die Qualität der Dekompression hat. Ebenfalls angesprochen wurde die Wichtigkeit der Gas-breaks während der Dekompression und deren Zusammenhang mit der Funktion der Lunge nach dem Tauchgang.

Natürlich wurde auch die Frage behandelt, wann denn der richtige Zeitpunkt wäre, nach dem Tauchgang sein Equipment zu verräumen. Einfache Antwort:Innerhalb der ersten 30 Minuten nach dem Tauchgang. Nach 60 Minuten ist jegliche körperliche Anstrengung zu unterlassen.

Wie immer präsentierte Doc Franky auch Videos zu Studien, erzählte von Selbstversuchen und der einen oder anderen witzigen Anekdote.

Der anschließende Vortrag von Dr. Arne Stieber über die “Zukunft von Tauchcomputern” war interessant, hinterließ allerdings auch etwas das Gefühl, dass der “gläserne Mensch” so langsam auch in den Tauchsport Einzug hält. Von Tauchcomputern, welche die Körperfunktionen überwachen und Pillen mit Transmittern welche vor dem Tauchgang geschluckt werden müssen war hier die Rede. Der Vortrag hatte einen Touch von Science Fiction…

Den letzte Vortrag war mehr oder weniger die Fortsetzung dessen, was Andrew Georgitsis schon am Vortag begonnen hatte. Andrew ging hier ein wenig auf das von ihm entwickelte Z-System zum “Sidemount Tauchen nach DIR” ein, die Wichtigkeit von Kreislaufgeräten und erwähnte nochmals die Wichtigkeit von Teamstandards.

Zusätzlich zeigte er auch einige Videos, in denen man die praktische Anwendung von zum Beispiel Sidemount oder “No Mount” bei der Exploration von Höhlensystemen sehen konnte.

In diesem Video hier sieht man das Z-System im Einsatz: https://vimeo.com/21118925

Gegen Mittag machte ich mich dann bereits auf den Heimweg, welcher aufgrund des schönen Wetters und geringem Verkehrsaufkommen sehr angenehm ausfiel.

Der Besuch des Techmeetings hat sich auf jeden Fall gelohnt, es war ein Wochenende vollgepackt mit Informationen. Ich kann nur jedem am technischen Tauchen interessierten empfehlen, an dieser Veranstaltung teilzunehmen.

Abschließend noch ein Videozusammenschnitt der Veranstaltung, zusammengestellt von Free Frog TV.